Alleine Als Frau Auf Reisen

Ich war schon öfters alleine auf Reisen. Die Reaktionen darauf sind bisher ganz unterschiedlich ausgefallen. Von Erstaunen bis Unverständnis zu Beifall und Bestätigung kam mir so einiges entgegen. Jetzt, wo ich seit Juni teilweise alleine unterwegs bin, ziehe ich eine Zwischenbilanz. Fakt ist, wenn man alleine auf Reisen ist, lernt man schneller Leute kennen und findet recht schnell Anschluss. Gilt für Männlein und Weiblein. Natürlich vorausgesetzt, man ist Neuem gegenüber aufgeschlossen. So kam es, dass ich letztes Jahr alleine nach Kathmandu flog um den Annapurna Trek zu wandern und am 2. Tag bei der Beantragung der beiden Permits meinen Travelbuddy für die darauffolgenden zwei Wochen kennenlernte. Ebenso passiert in Marokko. Allein reisen hat Vor- und Nachteile. Womit ich jedoch als Solo Female Reisende zu kämpfen habe und mich daher auch in ständiger Abwehrhaltung und Verteidigungsposition befinde, sind die regelmässigen und teilweise sehr primitiven Anmachen der Männer aus bestimmten Kulturkreisen. Das nervt mich extrem. Meine Kleidung wähle ich, vor allem wenn ich alleine unterwegs bin, mit Bedacht aus und versuche so wenig weibliche Reize wie möglich auszusenden. Umso entspannter ist es, wenn ich in Begleitung reise. Manchmal fühlt sich dies wie ein „Aufatmen“ an, denn in dieser Hinsicht ist es einfach stressfreier und man wird nicht ständig für „Freiwild“ gehalten. Trotz alldem ist es natürlich spannend, auf sich selbst gestellt zu sein. Ich alleine bin erhaben über die Planungen und muss im Falle keine Kompromisse eingehen, mich jedoch auch alleine aus manchmal komplizierten Situationen wieder herauswurschteln. Ich bin offen für Menschen und Kulturen. In einer grösseren Gruppe zu reisen macht es meines Erachtens nicht einfach, schnell neue Kontakte zu knüpfen, da die Gruppe an sich schon viel Energie beansprucht. Desweiteren bin ich mir bewusst, dass viele Kontakte, die man unterwegs knüpft, von kurzer Dauer sind. Nur manchmal und höchst selten entstehen durch diese eher oberflächlichen Reisekontakte auch längere Freundschaften. Als Fazit fasse ich zusammen, dass ich gerne alleine oder zu zweit unterwegs bin, da ich bisher nicht wirklich sagen kann, welche Form des Reisens mir lieber wäre. Klar ist jedenfalls, dass das Reisen, egal wie, den Horizont und die Perspektive erweitert, man eine differenzierte Sicht auf die Dinge erhält und wertvolle Lebenserfahrung sammelt, die früher oder später mit Sicherheit von Nutzen sein wird und von der man ein Leben lang zehren kann. Für mich nehmen wertvolle Erfahrungen und tolle Erlebnisse rund um den Globus einen enorm höheren Stellenwert ein als materieller Wohlstand.

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Im Coffeehouse Zanzibar, Arabica Suite

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